Montag, 11. Dezember 2017 –Endlich Krüger
Hoedspruit – Krüger Nationalpark, Talamati Bushveld Camp
Wir verbringen eine ruhige Nacht in bequemen Betten und beobachten morgens vor dem Frühstück das Aufwachen des Tages vom schönen Balkon aus. Wie abgemacht sind wir gegen 8 Uhr beim Frühstück und werden von der Besitzerin gut gelaunt begrüsst. Alles was das Herz begehrt steht bereit: frische Früchte, Jogurth, Toast, Waffeln, Rührei, Speck und vieles mehr. Zudem wird uns der leckere Nyala-Boerewors Stew angepriesen, welchen wir uns ebenfalls nicht entgehen lassen wollen. Die Besitzerin des Country Houses versichert uns, dass für diese Wurst nicht die benachbarten Nyalas sondern andere Tiere herhalten mussten… Auf alle Fälle hat’s geschmeckt! Und mit der Unterkunft bzw. der Freundlichkeit haben wir uns etwas versöhnt.
Gegen halb 10 Uhr geht es los in Richtung Krüger Nationalpark, wo wir rund eine Stunde später einchecken. Das Procedere am Orpen Gate gestaltet sich speditiv und schon bald befinden wir uns auf der berühmt berüchtigten H7. Entgegen den Erwartungen sind unsere zuerst gesichteten Tiere keine Impalas, sondern Zebras, dann Gnus und später Giraffen. Die Impalas folgen selbstverständlich schon bald. Im Orpen Restcamp erstehen wir eine Krüger-Karte und erleichtern unsere Blasen. Doch zieht es uns bald weiter…
4km nach dem Orpen Restcamp erspähen wir weit weg zwei Löwendamen sowie den dazugehörigen Mähnenlöwen. Sie verbringen die warme Mittagszeit hauptsächlich dösend und die geschossenen Fotos geben wenig her. Besonders begeistern uns heute aber die unzähligen Vögel sowie die unterschiedlich grossen Schildkröten, welchen wir regelmässig begegnen.
Es ist wirklich toll, für einmal in der warmen Jahreszeit und somit auch der Zeit der (Innerafrikanischen) Zugvögel in Südafrika zu sein!
Gegen Nachmittag lichtet sich der Himmel und die Sonne zeigt sich von ihrer schönsten Seite. Wir biegen auf die S36 ab und legen auf dem Muzandzeni Picknickplatz eine längere Pause am Schatten ein. Hier kommen wir zu den ersten tollen Elefantenfotos. Es ist eindrücklich, die grossen Riesen auf dem Picknickplatz von ausserhalb des Autos aus zu beobachten. Gleichzeitig werden wir von frechen Gelbschnabeltokos und Glanzstaren belagert.
Und gleich nochmals eine ungleiche Paarung:
Weiter geht es bis zum Abzweiger auf die S145, wo wir im schönen Abendlicht den beiden Highlights des Tages begegnen! Eine grosse Sable-Herde steht verstreut im Busch und schaut uns interessiert entgegen. Wir hätten nicht gedacht, dass wir diesen seltenen Antilopen bereits am ersten Tag im Krüger begegnen würden. Diese Herde scheint jedoch in der Region um Talamati heimisch zu sein.
Die zweite und noch etwas grössere Überraschung folgt kurz vor dem Talamati Bushveld Camp. Im kurzen Gras erspähe ich den weissen Rücken eines Honigdachses. Wir freuen uns gewaltig über diese Sichtung. Kurze Zeit später erblicken wir sogar einen zweiten Honigdachs. Die beiden scheinen heute gemeinsam unterwegs zu sein. Das Fotografieren gestaltet sich aufgrund der grösseren Distanz sowie den Lichtverhältnissen nicht ganz einfach. Unsere gute Laune leidet darunter jedoch keinesfalls.
Wir beziehen das Chalet Nr. 7 (Mondzo), welches sehr praktisch eingerichtet ist und uns sogleich gut gefällt. Nach einem kurzen Abstecher zu einem der beiden Bird Hides machen wir uns an die Zubereitung des Abendessens. Selbstverständlich wird heute Abend gebraait! Wir sitzen in der Dunkelheit und hören das entfernte Brüllen der Löwen sowie kurz später auch das typische „Husten“ eines Leoparden. Der Ruf wiederholt sich mal um mal, doch finden wir auch im Strahl unserer Taschenlampen den Verursacher an diesem Abend leider nicht.
Spät abends gelingt uns das Bild dieser Gottesanbeterin. Auch eine dicke Kröte macht einen kurzen Abstecher zu uns. Schon bald fallen wir glücklich und zufrieden in unsere weichen Betten.
Dienstag, 12. Dezember 2017 –Streit am Southernmost Baobab
Krüger Nationalpark, Talamati Bushveld Camp
Wie es sich im Busch so gehört holt uns der Wecker heute um 4 Uhr früh aus dem Schlaf. Im Dezember öffnen die Tore der Camps im Krüger Nationalpark bereits um 4.30 Uhr. Im Alltag zu Hause unvorstellbar, sollte dies in diesem Urlaub zur Normalität werden. Die Tiersichtungen halten sich an diesem Morgen in Grenzen. Wir folgen von Talamati aus der S145 nach Osten und biegen auf die S36 nach Süden ab. Es zeigen sich viele schöne Vögel und wir freuen uns über die Sichtung eines prachtvollen Grey-headed Kingfisher sowie mehrerer Wiedehopfe (African Hoopoe). Diese nervösen Biester erwischen wir mit dem Fotoapparat aber nicht zufriedenstellend.
Während wir im Laufe des Morgens auf der S125 so dahin fahren taucht am Strassenrand neben uns plötzlich ein stattliches Löwenmännchen mit seiner Herzensdame auf. Diese macht sich sogleich aus dem Staub, während sich der Pascha etwas verschlafen, aber kooperativ für Fotos zeigt. Ein tolles Gefühl, wenige Meter neben dieser imposanten Raubkatze zu stehen. Wir haben alle Zeit der Welt und auch der Pascha lässt sich von nichts aus der Ruhe bringen.
Ein unangenehmer Geruch liegt in der Luft. Zuerst nehmen wir an, dass der Geruch vom Löwen selber stammt. Die vielen Geier in der Umgebung führen uns dann aber zur Erkenntnis, dass irgendwo im Busch ein (bereits etwas älterer) Riss liegen muss. Und so ist es dann auch! In einer Senke weiter vorne liegt eine bereits verwesende Giraffe. Ein weiteres Löwenmännchen sowie mindestens zwei Löwinnen sind im Gebüsch auszumachen.
Gestern wurden hier scheinbar auch Junglöwen gesichtet. Diese sind heute leider nicht zugegen oder verstecken sich gekonnt im Busch. Nach gut zwei Stunden reissen wir uns von dieser eindrücklichen Szenerie los. Aufgrund der steigenden Temperaturen ist von den Löwen zur Zeit wohl nicht mehr viel Action zu erwarten. Wir fahren zur H1-3 und weiter zum „Southernmost Baobab“, welcher zugleich auch den südlichsten Punkt unserer Reise im Krüger darstellt. Dort beobachten wir amüsiert, wie sich ein Gelbschnabeltoko mit mehreren Arrow-marked Babbler (Braundrossling) streitet. Den Grund der Aufregung können wir bis zum Ende nicht ganz nachvollziehen, auf jeden Fall ist der Hornbill ins Territorium der Babbler eingedrungen und wird von denen aufs heftigste attackiert. Wir nehmens mit Humor und geniessen das Spektakel.
Später statten wir dem Kumana Dam einen Besuch ab. Ausser einem Wasserbock, vielen Impalas und einigen Enten und Gänsen ist es ruhig hier. Kein Wunder bei der Mittagshitze! Der auffällige Höcker der Knob-billed Ducks existiert interessanterweise nur während der Paarungszeit und bildet sich danach wieder komplett zurück.
Weiter geht es auf die S126. Die schöne Strecke führt dem trockenen Sweni-Flussbett entlang und wir können viele verschiedene Tiere beobachten.
Am Welverdiend Waterhole stossen wir auf eine grosse Elefantenherde, welche das kühle Nass geniesst und sich ausgiebig nassspritzt. Ein einsamer Büffel wagt sich ans Wasserloch und wird dort erstaunlicherweise von den Elefanten auch geduldet.
Weiter geht es via Mzandzeni Picknickplatz retour ins Camp. Bei mittlerweile 35°C läuft hinsichtlich Tiersichtungen nicht mehr viel. Zurück im Chalet machen wir eine ausgiebige Siesta, verabreden uns an der Rezeption zum Night Drive und grillen leckere, aber zähe Rindssteaks. Hier gibt es definitiv noch Verbesserungspotential! Wobei das Problem dieses Mal eher an der Qualität des Fleisches und nicht am Grilleur liegt. Am späteren Nachmittag machen wir nochmals eine kurze Ausfahrt. Die Temperaturen liegen um halb fünf Uhr nachmittags immer noch bei 40°C und sinken bis um halb sieben Uhr nur gerade auf 37°C. Am Talamati Wasserloch löschen Zebras ihren Durst.
Eine Nilgans führt ihre Jungen zum Wasser.
Wir sehen die ersten European und Southern Carmine Bee-eater im Bereich des Wasserlochs. Gute Fotos gelingen uns leider noch nicht. Dieser Elefantenbulle zeigt sich zwar sehr friedlich und macht keine Anstalten, uns zu bedrohnen. Doch müssen wir eine stattliche Strecke rückwärtsfahren, weil er die (schmale) Strasse für sich beansprucht:
Nach einiger Zeit verschwindet auch er im dichten Gebüsch. In der Nähe des Camp eigenen Wasserlochs beobachten wir im schönsten Abendlicht noch lange eine grosse Gnuherde mit zwei Neugeborenen sowie einige Büffel.
Zum Sonnenuntergang erscheint auch eine Elefantenherde und stillt ihren Durst. Nach einem kleinen Snack machen wir uns gespannt auf zum Night Drive. Das Fahrzeug ist gut gefüllt, die anderen Gäste sind jedoch sehr angenehm und in der dunklen Nacht wird eifrig nach Tieren gesucht. Der Night Drive stellt sich für uns als voller Erfolg heraus, sehen wir doch neben einem Civet auch einen Honey Badger, ein Genet, ein Bushbaby sowie eine White-tailed Mongoose (nur nachtaktiv!). Auch Elefanten, Impalas, Gnus und vielen Scrub Hares sowie Steenböckchen und Duiker begegnen wir. Das Highlight sind eine nett posierende Nightjar sowie diese schöne Barn Owl.
Mittwoch, 13. Dezember 2017 –Vorfreude auf den Sweni Wilderness Trail
Krüger Nationalpark, Talamati Bushveld Camp – Sweni Wilderness Camp
Etwas aufgeregt und gespannt auf unseren ersten Wilderness Trail werfen wir in aller Herrgottsfrühe einen Blick aus dem Fenster. Draussen ist es stark bewölkt und es nieselt. Ohne Diskussion ist klar, dass wir uns eine weitere Stunde Schlaf gönnen werden. Immer noch früh morgens räumen wir alle unsere Dinge ins Auto, beschliessen aber vorläufig das weitere Wetter abzuwarten, weil morgens um 5.30 Uhr gerade ein heftiges Gewitter inklusive Blitz und Donner durchzieht! Um halb sieben ist es dann soweit trocken, dass wir uns auf den Weg in Richtung Satara machen.
Unsere zwei Nächte im Talamati Camp haben uns wahnsinnig gefallen. Wir würden jederzeit wieder hierherkommen. Das Camp besticht durch viel Ruhe, zwei unterschiedliche Bird Hides sowie gute Tiersichtungen in der näheren Umgebung. Unsere heutige Route führt uns über die S145, S36 und S126 nach Satara. Unsere erste Southern Ground Hornbill-Sichtung ist eine Besondere! Der Hornrabe geniesst ein ausgiebiges Bad im Baum.
Auf der Sweni Road sind wiederum viele Tiere unterwegs und zum ersten Mal auf dieser Reise begegnet uns eine Tüpfelhyäne, welche die Strasse vor uns quert. Diese Tiere lösen eine ausserordentliche Faszination bei uns aus. Während Dani sie als „wüste“ Viecher bezeichnet bin ich ein Fan ihrer hohen Intelligenz und kann kaum genug davon bekommen, ihrem Tun zuzuschauen. Schon bald verschwindet die Hyäne im nächsten Busch.
Als wir in Satara eintreffen beginnt es wieder zu regnen. Wir checken für den Wilderness Trail ein, machen den gut sortierten Shop unsicher und entscheiden uns, in der Tindlovu Bush Kitchen Mittag zu essen. Es ist zwar erst 11 Uhr, aber der Magen knurrt. Es gibt leckeren Potje of the Day (Chicken) für Dani und nach vielen „das haben wir nicht“ Roosterkoek (typisch südafrikanisch!) mit Chicken & Mayo für mich. Gegen 13 Uhr lässt der Regen nach und der Himmel lichtet sich. Da der Treffpunkt für den Trail erst um 15 Uhr ist, entscheiden wir uns für einen kurzen Game Drive zur berühmt berüchtigten S100. Diese bietet uns allerlei gute Sichtungen: das erste Hippo dieser Reise, ein African Fish Eagle in der Wiese an einem Kadaver und viele Wasserböcke. Wir kommen nur langsam voran und geniessen die regenfreie Zeit.
Immer wieder haben wir einen schönen Blick auf das Flussbett. Zeitlich reicht es uns nicht, die ganze S100 abzufahren. Auf dem Rückweg entdecken wir wenig nördlich von Satara einen Hyänenbau mit zwei süssen Jungtieren.
Kaum ein anderes Tier hat einen derart schlechten Ruf wie die Hyäne. Sie gelten als hinterhältige, feige und faule Tiere. Dieser Stereotyp gilt jedoch nicht für die Tüpfelhyänen. Sie ist ein äusserst soziales und intelligentes Tier und eine erfolgreiche Jägerin. Entscheidend für den hohen Jagderfolg ist ihre Ausdauer sowie Aggressivität. Während der Jagd lassen die Hyänen ihre Jungtiere üblicherweise in einem Gemeinschaftsbau zurück.
Bald starten wir mit dem wunderbaren Sweni Trail, wir sind gespannt, was uns in den nächsten Tagen erwartet…